Noch zu oft ausgeschlossen

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Berlin hat das „Leitbild der Nachhaltigkeit zur UEFA EURO 2024 in Berlin“ entwickelt und fördert zahlreiche Projekte in den Bereichen Ökologie, Soziales sowie Ökonomie und Governance. Damit sollen der Berliner Breitensport über den Fußball hinaus und die ganze Stadt von der EURO 2024 profitieren. Eines davon ist das Projekt „Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit und Menschenrechte in Deutscher Gebärdensprache“ des Berliner Gehörlosensportverein 1900.

Taube Menschen sind von vielen Aktionen, Projekten und Initiativen im Alltag sowie im Rahmen der EURO 24 ausgeschlossen. Es fehlen die Zugänge in Gebärdensprache, obwohl sie in Deutschland seit 2002 als eigenständige Sprache anerkannt ist. Der Nachholbedarf in diesem Bereich ist also groß. Die Grundlage, um nachhaltig zu handeln und global fair zu denken, ist Basiswissen. Es gibt noch zu wenig Weiterbildungs- und Teilhabeangebote für taube Menschen. Die Organisierenden solcher Angebote haben taube Menschen oft nicht im Bewusstsein. Deshalb denken sie bei der Planung nicht an sie und auch nicht an die Kosten, z. B. für Dolmetschende. Wenn das Basiswissen fehlt, sind auch die Handlungsspielräume sehr eingeschränkt.

Der Berliner Gehörlosensportverein 1900 e.V. hat deshalb das Projekt „Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit und Menschenrechte in Deutscher Gebärdensprache” ins Leben gerufen. Damit besteht, so heißt es im Verein, zum ersten Mal die Chance, sich auf Vereinsebene im Gehörlosensport mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Mit Bildungsangeboten in Deutscher Gebärdensprache soll tauben Menschen die Möglichkeit gegeben werden, den Entwicklungen im Berliner Sport zu folgen. Sie sollen klimaverantwortlich denken können und ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass persönlich und gemeinschaftlich klimagerechtes Handeln möglich ist und jeder Mensch einen Beitrag für eine bessere Zukunft für alle leisten kann.

Im Laufe dieses Jahres sind verschiedene Bildungsprogramme vorgesehen – zu Umweltschutz, Menschenrechten und nachhaltiger Entwicklung. Um möglichst viele gebärdensprachnutzende Personen zu erreichen, werden die Bildungsvorträge online in Deutscher Gebärdensprache angeboten. Es sind auch Workshops in Präsenz im Gehörlosenzentrum Berlin geplant.

Verantwortlich für das Projekt ist der neue Nachhaltigkeitsbeauftragte des Berliner Gehörlosensportvereins, Matti Lichtenberger. Die Position wurde extra geschaffen, um das Projekt bestmöglich umzusetzen. Aufgabe des 19-Jährigen ist es, taube bzw. gebärdensprachnutzende Akteur*innen im Bereich Nachhaltigkeit (im Sport) auf nationaler und internationaler Ebene zu finden und für Bildungsangebote anzufragen. Eine weitere Aufgabe ist die Netzwerkarbeit, um die Maßnahmen des Vereins weiterzuentwickeln und die Qualität zu verbessern. Angestrebt wird die Teilnahme am Runden Tisch „Nachhaltiger Sport in Berlin”. Die Stelle der*des Nachhaltigkeitsbeauftragten möchte der Verein langfristig sichern – über die Projektförderung in diesem Jahr hinaus.

Kontakt: Matti Lichtenberger, Nachhaltigkeitsbeauftragter des Berliner Gehörlosensportvereins nachhaltigkeit@berliner-gsv.de